Prof. Dr. Erich Kasten
Prof. Dr. Erich Kasten

Psychologische Praxis Travemünde

Praxis mit Schwerpunkt Neuropsychologie (Behandlung von Patienten mit Hirnschädigung und Demenz), außerdem Verhaltenstherapie (Ängste, Depressionen, Zwangsstörungen, Persönlichkeitsstörungen,Sexualstörungen, psychosomatische Erkrankungen, Ursachensuche für Somatopsychologie,  u.a.)

Liebe Patientin, lieber Patient,

die folgenden Informationen sollen Ihnen helfen, die Grundzüge und Ziele einer verhaltenstherapeutischen Behandlung zu verstehen. Da es eine Vielzahl unterschiedlicher Therapieformen gibt und etliche Behandler ist es gerade bei psychischen Problemen sehr wichtig, einen Therapeuten zu finden, zu dem man Vertrauen haben kann.

Welche Psychotherapiemethoden gibt es?

Es gibt eine große Fülle unterschiedlicher Psychotherapiemethoden, hierzu gehören z.B. Psychoanalyse, Gestalttherapie, Gesprächstherapie, Familientherapie, systemische Therapie, Transaktionsanalyse, Psychodrama, Tiefenpsychologische Therapie, usw. Von den Krankenkassen bezahlt werden derzeit Psychoanalyse, Tiefenpsychologie, Verhaltenstherapie, systemische Therapie (Familientherapie) und Neuropsychologie

 

Die klassische Psychoanalyse wie auch die Tiefenpsychologie gehen auf Sigmund Freud (1856 - 1939) zurück. Er ging davon aus, dass jeder Mensch in der Kindheit ein Grundmuster entwickelt hat, wie er sich z. B. in Beziehungen und bei Konflikten verhält. Dieses Grundmuster ist im Unterbewusstsein verankert und beeinflusst das Denken und Handeln. Diese ungelösten Konflikte aus der Kindheit werden durch die Psychoanalyse bearbeitet und bewältigt. Wenn Sie solche ungelösten Grundmuster aus der Kindheit im Rahmen einer Psychoanalyse bearbeiten möchten, sollten Sie zu einem entsprechenden Therapeuten gehen; dies kann im Rahmen einer Verhaltenstherapie nicht geleistet werden.

 

Die systemische Therapie ging aus der Familientherapie hervor. Sie sieht den (oft nur scheinbar) erkrankten Patienten lediglich als Symptomträger, krank ist oft das ganze System, z.B. eine Familie (aber auch andere Systeme wie Arbeitsgruppen, Teams, Schulklassen, Mitarbeiter von Institutionen). Die zwischenmenschlichen Probleme einer Gruppe werden auf eine Person projiziert, die dann als psychisch erkrankt bezeichnet wird, obwohl sie es eigentlich gar nicht ist. In Familien z.B. hält die Sorge um die anorektische Tochter ein Familiensystem zusammen, das zerbröseln würde, wenn die Tochtere erwachsen werden würde. Arbeitsteams suchen sich oft ein Opfer, das dann ausgegrenzt, stigmatisiert und gemobbt wird. Gerade die Verachtung für dieses Opfer hält dann aber das restliche Team zusammen - sie haben ja einen Stoff zum Reden. Der "Patient" ist nur das Opfere, der Fehler liegt im Umfeld, d.h. im "System". Die systemische Therapie bemüht sich, solche Strukturen, die Menschen psychisch krank machen, zu durchschauen und dann Veränderungen herbei zu führen.

 

Eine Verhaltenstherapie dagegen arbeitet mit den Problemen, die Sie aktuell gerade haben. In der Verhaltenstherapie wird zwar auch auf Ursachen in der Kindheit und Jugend geschaut, es wird jedoch eher von einem lerngeschichtlichen Hintergrund ausgegangen. Aktuelle, fehlerhafte Verhaltensweisen oder dysfunktionale Denkmuster stehen im Vordergrund. Verhaltenstherapie ist dann angezeigt, wenn Sie z. B. unter Depressionen, Angst oder Panik, mangelndem Selbstvertrauen oder fehlender Selbstsicherheit, Stress oder sozialen Problemen leiden. Ebenso ist sie angezeigt, wenn Sie Schweres erlebt haben, dessen Verarbeitung Ihnen Mühe macht.

 

Jede Verhaltenstherapie zielt darauf ab, neue Einstellungen und Verhaltensweisen zu erarbeiten, die eine bessere Lebensqualität ermöglichen. Die Verhaltenstherapie ist also kein Selbstläufer. Wenn Sie Fortschritte machen wollen, müssen Sie aktiv mitarbeiten. In der Regel bekommen Sie Übungen in Form von Hausaufgaben mit, um innere Ausgewogenheit, Leistungen, Lebensqualität, Selbstbewusstsein oder soziale Fertigkeiten zu verbessern.

 

Neuropsychologie ist eine spezielle Therapieform, die für Patienten mit hirnorganischen Schäden entwickelt wurde. Alleine in der BRD gibt es eine Inzidenz von rund 300.000 Patienten pro Jahr mit ZNS-Schäden wie z.B. Schlaganfall, Hirn-Trauma, Hirntumor, Entzündungen des Gehirns, degenerative Hirnatrophie usw. Darüber hinaus lassen sich  zunehmend mehr psychische und psychiatrische Erkrankungen auch auf neurologischer Ebene erklären. Die Neurowissenschaften haben hierdurch in den letzten drei Jahrzehnten einen ungeahnten Aufschwung genommen. Man unterscheidet die eher wissenschaftlich ausgerichtete Neuropsychologie im Bereich der Forschung von der rein praktisch-klinischen Neuropsychologie. Klinische Neuropsychologen arbeiten z.B. in neurologischen Akutkrankenhäusern, neurologischen Reha-Kliniken, neuropsychologischen Praxen, Berufsbildungswerken und Berufsförderungswerken. Es geht hierbei vorrangig um eine spezifische neuropsychologische Diagnostik von Patienten mit Hirnschäden und exakte Feststellung von Defiziten. Hierzu existiert eine Vielzahl spezifischer Tests, um z.B. Gedächtnis, Konzentration, Sprache oder Wahrnehmung zu prüfen. Diese werden dann mit neuropsychologischen Übungen, Trainings und Therapien gezielt behandelt. Voraussetzung ist hierbei ein umfangreiches Wissen über neurologische Krankheitsbilder, Anwendung spezifischer neuropsychologischer Diagnosemethoden und Ableitung von Therapievorschlägen, die dann in Kooperation mit Neurologen, Ergotherapeuten, Logopäden, Physiotherapeuten und Sozialpädagogen umgesetzt werden. Die neuropsychologische Diagnostik ist hierbei oft wegweisend, da auch bildgebende Verfahren das Ausmaß von Funktionsdefiziten oft nur erahnen lässt. Typische Störungen, die im Rahmen einer neuropsychologischen Therapie behandelt werden, sind z.B.:

  • Agnosien (visuelle Agnosien, Asomatognosie, Prosopagnosie, usw.)
  • Akustische Störungen 
  • Amnesie
  • Apraxie
  • Emotionale Störungen nach Hirnschädigung
  • Exekutivfunktionsstörungen
  • Gesichtsfelddefekte
  • Hirnorganisches Psychosyndrom
  • Impulskontrollverlust
  • Lese-/Schreib-/Rechenstörungen
  • Neglect
  • Orientierungsstörungen
  • Persönlichkeitsveränderungen,nach Hirnschädigung
  • Psychotische Störungen nach Hirnschädigung,
  • Seltene neurologische Störungen (z.B. Alice-im-Wunderland, Alien-Limb-Syndrom, Capgras-Syndrom, Cotard-Syndrom, Urbach-Wiethe-Syndrom, Zoenästhesien, Halluzinationen, usw.)
  • Soziale Verhaltensdefizite nach Hirnschädigung
  • visuelle Wahrnehmungsstörungen.

 

Krankenkassenantrag

Die Kosten von bis zu maximal 5 sogenannten „probatorischen“ Therapiesitzungen zum Kennenlernen (ncht jeder Therapeut passt zu jedem Patienten) werden auf jeden Fall von Ihrer Krankenversicherung übernommen. Danach muss die Therapie von ihrer Kasse genehmigt worden sein.

 

Gesetzlich Versicherte (z.B. AOK, DAK, Barmer, TKK usw.) müssen hierzu von ihrem Haus- oder Facharzt das Formular „Konsiliarbericht“ ausfüllen, abstempeln und unterschreiben lassen. Dieses Formular wird Ihnen mitgegeben. Die Krankenkasse bekommt nur das letzte Blatt des Formulars, es ist daher wichtig, dass auch dort der Arztstempel noch zu sehen ist. Außerdem müssen gesetzlich Versicherte den Antrag auf Psychotherapie ausfüllen und unterschreiben. Diese Formulare werden vom behandelnden Psychotherapeuten dann bei Ihrer Krankenkasse eingereicht. Im ersten Schritt werden im Rahmen einer Kurzzeitherapie maximal 12 Therapiesitzungen á 50 min. bewilligt. Nach Ablauf können im Rahmen einer Kurzzeitherapie wewitere 12 Sitzungen beantragt werden. Die Höchstgrenze liegt im Rahmen einer Langzeittherapie bei maximal 60 Sitzungen á 50 min.

 

Für  Privatversicherte liegen die notwendigen Formulare leider nicht vor, da jede private Krankenversicherung andere Formulare und Richtlinien hat. Einige zahlen bis zu 20 Sitzungen pro Jahr ohne Antrag, andere 30, manche mit Zuzahlung des Patienten, zum Teil ist die Beantragung bei Privat-Krankenkassen komplizierter als bei den gesetzlichen Versicherungen. Wenn Sie privatversichert sind, setzen Sie sich bitte selbst mit Ihrer Krankenkasse in Verbindung, fordern Sie dort die Formulare an und bringen Sie diese mit zum Therapeuten.

 

Diagnostik

Grundlage jeder Behandlung in der Medizin ist zunächst die Diagnostik. Das ist in der Psychotherapie nicht anders, denn zunächst muss festgestellt werden, was ihre Probleme eigentlich sind. Hierzu dienen Exploration und Anamnese-Erhebung, in der Sie zur Symptomatik und zur Entstehungsgeschichte Ihrer Symptome befragt werden. Meist werden dann psychologische Tests durchgeführt. So geben Persönlichkeitsfragebögen ein Persönlichkeitsprofil, bei dem man sehen kann, in welchem Ausmaß etwa Depressionen oder psychische Labilität vom Bevölkerungsdurchschnitt abweichen. Bei vielen Fragestellungen, die z.B. das berufliche Leistungsvermögen einer Person betreffen, müssen dann weitere Tests gemacht werden, etwa Intelligenz-, Konzentrations- oder Gedächtnistests. Diese sind besonders wichtig, wenn z.B. Fragen nach einer Erwerbsminderung auftauchen. Sie bekommen vom Therapeuten in der Regel schon nach der ersten Sitzung einen Lebenslauffragebogen mit, in dem Sie Ihre wichtigsten Daten und Probleme verzeichnen und einen Persönlichkeitstest, in dem Sie Fragen zu Ihren persönlichen Einstellungen, Denk- und Handlungsmustern beantworten sollen. Bitte bringen Sie beides ausgefüllt zur nächsten Therapiesitzung wieder mit.

 

Therapie

Eine Therapiesitzung dauert normalerweise 50 Minuten. Bei schweren akuten Problemen sollte wöchentlich mindestens eine Sitzung stattfinden, bei leichten Symptomen bzw. nach einer Besserung werden dann Termine im Abstand von 2 bis 3 Wochen vereinbart. Dies sind allerdings Idealwerte; die meisten niedergelassenen Psychotherapeuten sind so überlastet, dass die wahre Terminfrequenz deutlich niedriger sein kann.

 

In den Therapiesitzungen werden aktuelle Probleme besprochen. Aufgabe des Therapeuten ist es jedoch nicht, Ihre Sorgen für Sie zu lösen, sondern Ihnen zu helfen, selbst Techniken zu entwickeln, um mit psychischen oder sozialen Problemen klarzukommen. Hierzu gehören zum Beispiel Denkweisen, mit denen man sich selbst stresst. Mit unseren Gedanken schaffen wir uns unsere Welt und wer immer nur Schlimmes über sich selbst und andere denkt, wird langfristig Probleme haben. Die Analyse und Veränderung solcher belastender Denkmuster stellt einen wesentlichen Baustein der Therapie dar.

 

Patienten mit Depressionen müssen dann im täglichen Leben daran arbeiten, ihre Lebenszufriedenheit zu erhöhen. Selbstunsichere Patienten mit vielen Ängsten erhalten Hausaufgaben, um neue soziale Fertigkeiten im Umgang mit anderen Menschen zu üben.  Patienten mit psychosomatischen Störungen erlernen Entspannungsverfahren, um besser mit Stress umgehen zu können. Zwangsgestörte Patienten bekommen Übungen, um die Anzahl ihrer Zwangsrituale stetig zu vermindern. Menschen mit hirnorganischen Schäden erhalten Übungsmaterialien, mit denen sie ihr kognitives Leistungsvermögen trainieren sollen.

 

In der darauf folgenden Therapiesitzung wird besprochen, welche Übungen gut geklappt haben, aber auch wo Probleme aufgetreten sind. Der Therapeut ist natürlich auch immer offen für aktuelle Sorgen. Bei allen diesen Methoden ist also Ihre persönliche Mitarbeit gefordert. Wer diese Hausaufgaben langfristig nicht erfüllt, vergibt die Chance, seine Probleme wirklich lösen zu können.

 

Ende der Therapie

In der Regel bringt eine Verhaltenstherapie rasche Fortschritte. In Ausnahmefällen, bei sehr schweren Störungen, kann nach den genehmigten 12 Sitzungen eine Verlängerung um weitere 12 Stunden beantragt werden. Genügt auch dies nicht, kann mit einem speziellen Antrag die Therapie auf bis zu 60 Sitzungen ausgedehnt werden. Das ist dann allerdings die Höchstgrenze, die der Kostenträger im Normalfall bezahlt. Ein Wechsel des Therapeuten ist auch in laufender Therapie möglich, die verbleibenden Stunden werden dann auf den neuen Therapeuten übertragen. Die von der Krankenkasse im ersten Antrag genehmigten 12 Sitzungen müssen natürlich nicht völlig ausgeschöpft werden, wenn Sie mit Ihren Fortschritten zufrieden sind, kann die Behandlung jederzeit beendet werden. Die von der Krankenkasse genehmigten Stunden verfallen auch erst einmal nicht; falls doch noch Probleme auftreten, können Sie jederzeit weitere Sitzungen vereinbaren.

 

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